SPRINGE. Seit einem Jahr setzt sich Brian Baatzsch für die Rückkehr des Jugendparlaments ein. Der heimische Vorsitzende der SPD-Nachwuchsorganisation bekommt nach eigener Darstellung weder von den Fraktionen im Rat noch von der Stadt Unterstützung: „Ich bin der Meinung, die Verwaltung macht es sich ein wenig einfach“.

„Wir als Jusos haben den klaren Beschluss gefasst, dass wir uns für Jugendpartizipation in Springe stark machen möchten“, sagt er. Die Verwaltung argumentiert, ein Jugendparlament nehme zu viele Kapazitäten in Anspruch.

Dass sowohl die Zeit, als auch das Geld fehlt, kann Baatzsch nachvollziehen. Auch kann er die Bedenken der Politik in Teilen verstehen. Das erste Springer Jugendparlament war 2012 gescheitert, als nicht genug Kandidaten zur Wahl antraten. Aus Sicht von Baatzsch hatte das einen klaren Grund: Das Gremium sei zu bürokratisch gewesen. „Die Jugendlichen hatten keine Handhabe und konnten gar keinen Einfluss nehmen.“ Die Mitglieder hätten demnach gar keine verbindlichen Anregungen an Stadt oder Politik geben dürfen. „Das war nur ein Alibi-Parlament.“

Baatzsch startete einen neuen Anlauf – „jetzt läuft aber alles dagegen, ich hatte mir mehr Unterstützung erhofft“, sagt er. Bereits seit einem halben Jahr habe sich sein Anliegen bei der Verwaltung „verflüchtigt“. „Ich weiß um die Kita-Platznot und das fehlende Geld, aber es ist eher die Art und Weise, wie man abgewiesen wird“, kritisiert der Lüderser. Die Stadt selbst verwies bei der Abschaffung des Parlaments auf die Projektarbeit mit Jugendlichen – auch da ist Baatzsch kritisch. „Seitdem ist jetzt sechs Jahre nichts passiert, eine Projektarbeit findet gar nicht statt. Dabei muss Jugendbeteiligung stattfinden, da kann man sich nicht rausreden.“

Und: Unabhängig davon sei es wichtig, etwas Institutionelles für die Jugend zu schaffen: „Etwas Bleibendes eben.“ Im März wurde er als einziger Vertreter, der nicht aus der Landeshauptstadt kommt, in den Juso-Regionsvorstand gewählt, ist nun einer der acht stellvertretenden Unterbezirksvorsitzenden – und somit in der Umgebung vernetzt. In Ronnenberg etwa hat der Rat jetzt die Einrichtung eines Jugendparlaments beschlossen, ebenso in Pattensen. In Wennigsen, wo laut Baatzsch gerade einmal halb so viele Jugendliche wie in Springe wohnen, gebe es ebenfalls ein Parlament. In anderen Kommunen gehe das Vorhaben also durchaus voran. „Das Parlament ist im Kommen und kein veraltetes Modell. Aufgeben werden wir in Springe nicht, aber wir sind etwas perspektivlos.“

In Ronnenberg etwa hatte sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Miersch für das Projekt eingesetzt. „Natürlich können wir einen Abgeordneten fragen, klar, nur es bringt ja nichts, wenn sich alle dagegen stellen.“ Gerade vor dem Hintergrund der politischen Umbrüche sei es wichtig, der Jugend ein Forum zum Austausch und eine Möglichkeit zur Mitbestimmung zu bieten.